Zytologie

Material und Technik der Feinnadel-Aspiration nach Prof. Dr. med. A. Böcking, Düsseldorf

Nadeln
Kurze Injektionsnadeln (2,5-7,5 cm) mit 0,64-0,75 mm Außendurchmesser (22-23 gauge) finden zur Punktion palpabler Knoten Verwendung.
Lange Nadeln mit Mandrin (8-10 cm) der Außendurchmesser 0,8-0,9 mm (Spinal-nadeln) empfehlen sich für die Punktion tiefer liegender Raumforderungen unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle.

Spritzen
20-ml-Einmalspritzen mit dicht schließendem Kolben und exzentrischem Kanülenansatz sind empfehlenswert.

Spritzenhalter
Zur sicheren Führung und Bedienung der Aspirationsspritze mit einer Hand empfiehlt sich die Verwendung eines pistolenartigen Spritzenhalters; (z. B. "Cameco", Bezugsquelle: Medipha GmbH, , Robert-Bosch-Str. 13-17, 73312 Geislingen/Steige, Tel.: 07331/200438)

Lokalanästhesie
Diese wird nur bei Punktion tiefer liegender Raumforderungen und der Verwendung langer Nadeln benötigt. Bei sehr empfindlichen Patienten kann auch vor der Punktion subkutaner Knoten eine Hautanästhesie angebracht sein.

Punktionstechnik
Palpable Knoten
  • Knoten palpieren, Entfernung zur Hautoberfläche schätzen.
  • Haut mit Alkohol, Kodan(r)-Tinktur etc. desinfizieren.
  • Umgebung evtl. mit steriler Gaze, bei Knochenpunktionen mit sterilen Tüchern abdecken.
  • Hände mit Seife waschen, anschließend mit Desinfektionsmittel einreiben. Bei Knochenpunktionen sterile Handschuhe verwenden.
  • Spritze in Spritzenhalter einsetzen, Nadel fest auf die Spritze setzen, Spritzenstempel am Spritzenboden.
  • Knoten zwischen Daumen und Zeige-finger der einen Hand fixieren.
  • Auf dem kürzesten Zugangsweg mit der anderen Hand die Nadel zügig in den Knoten stechen (Widerstandsänderung).
  • Ggf. korrekte Position der Nadel mittels Ultraschall kontrollieren.
  • Spritzenstempel mit Griff voll anziehen (Unterdruck erzeugen).
  • Nadel im Knoten mehrfach 2-10 mm sehr schnell (wie Nähmaschinennadel) vor und zurück bewegen, um Zellen zu lösen ("stochern", "needling"). Es kommt auf die Geschwindigkeit des Vorschiebens an.
  • Einstichwinkel der Nadel mindestens dreimal ändern, ohne den Knoten zu verlassen (Gewinnung von repräsentativem Zellmaterial).
  • Unterdruck durch Zurückschnellenlassen des Spritzenkolbens aufgeben, erst dann
  • Nadel herausziehen
Nichtpalpable Knoten
  • Entfernung der Raumforderung von der Hautoberfläche an der Einstichstelle mittels CT oder Ultraschall bestimmen. Geplante Einstichtiefe ggf. mittels Filzschreiber an der Nadel markieren.
  • Einstichwinkel in zwei Ebenen mittels CT oder Ultraschall bestimmen.
  • Hautdesinfektion, Abdeckung, Hände-desinfektion wie oben beschrieben (b-d).
  • Nadel mit Mandrin in vorbestimmtem Winkel und Tiefe einstechen. Nadel nur am Ansatzstück anfassen.
  • Mandrin entfernen.
  • Aspirationsspritze mit Spritzenhalter fest aufsetzen.
  • Aspirationstechnik wie oben beschrieben (i-m).


Ausstrichtechnik
Die Punktionsnadel, in welcher sich das Zellmaterial befindet, muß von der Spritze abgenommen werden; daraufhin wird der Spritzenkolben wieder angezogen, die Nadel wieder fest aufgesetzt und deren Inhalt durch kräftiges Vordrücken des Spritzenstempels auf die Mitte eines Objektträgers geblasen. Die einem Tropfen entsprechende Materialmenge wird durch Auflegen eines zweiten Objektträgers ausgestrichen. Dabei erkennbare Gewebsbröckel werden mit leichtem Druck zerquetscht. Überschüssiges Material wird auf mehrere Objektträger verteilt. Das Material darf nur als sehr dünner Film den Objektträger bedecken; Zellüberlagerungen müssen vermieden werden.

Fixationstechnik
Für eine Pappenheim-Färbung (=May-Grünwald-Giemsa) vorgesehene Ausstriche (Lymphknoten, Schilddrüse, Milz, Speicheldrüse, Ergußsedimente, Douglas-Punktate, Ovar) werden für etwa 1 Stunde an geschützter Stelle an der Zimmerluft getrocknet (nicht auf der Heizung).
Die restlichen, für eine Papanicolaou- oder Hämatoxilin-Eosin-Färbung vorgesehene Ausstriche (Lunge, Mediastinum, Leber, Mamma, Retroperitoneum, Niere, Prostata, Weichteile) müssen sofort nach dem Ausstreichen, d.h. solange sie noch feucht sind, einer Alkoholfixation zugeführt werden. Dies geschieht entweder durch einstündiges Einstellen in eine Küvette mit 96%igem Alkohol oder Besprühen mit reichlich Fixationsspray (z. B. Mercko-fix(r) - kann von der Pathologie Ansbach angefordert werden) aus ca. 20 cm Entfernung. Die anschließend getrockneten Präparate sind dann in speziellen Mappen oder Plastikgefäßen versandfähig.
Auf dem Objektträger bei Lufttrocknung nichts vermerken, bei Alkoholfixierung "F".
Evtl. mitaspirierte Gewebsbröckel werden in gepuffertem 10%igem Formalin (= 4%iges Formaldehyd) fixiert für eine Aufarbeitung in Paraffinschnittechnik.
Punktatflüssigkeiten bitte 1 : 1 mit beliebigem Laboralkohol (ca. 50 - 80%ig) fixieren und in Röhrchen versenden. 10 - 20 ml reichen meist; bei Ergüssen mit Flocken darin bitte mehr oder vorzentrifugieren.

Fehlermöglichkeiten
Für eine zytologische Untersuchung unzureichendes, d.h. meist zu spärliches Zellmaterial, hat häufig folgende Fehlerquellen:
  • Der Unterdruck in der Spritze wurde vor dem Herausziehen der Nadel nicht aufgegeben, so daß Zellmaterial in die Spritze gelangt ist. Dies darf nur bei Aspiration von Zysteninhalt geschehen.
  • Die Nadel wurde im Tumor nicht beherzt genug vor und zurück bewegt ("stochern", "needling").
  • Es wurde nur Blut aspiriert. Dabei ist die Punktion an dieser Stelle meist abzubrechen und die Nadel neu zu plazieren. Blutaspiration kommt vor allem bei Verwendung dicker Nadeln vor (>0,9 mm= 20 gauge).
  • Es wurde zu wenig Unterdruck erzeugt.
  • Eine Alkohol- oder Sprayfixation wurde erst nach Antrocknen der Zellen durchgeführt, statt sofort nach dem Ausstreichen. Dies führt zu "Lufttrocknungsartefakten" (= veränderte Farbstoffaufnahme).
  • Es wurde eine Lufttrocknung der Präparate statt einer Alkoholfixation oder umgekehrt vorgenommen. Die gewählte Fixationstechnik muß auf die beabsichtigte Färbung abgestimmt sein.